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Zu guter Letzt erleben wir auch noch den Anlass des Massenauflaufs : unter lautem Muschelhorngetröt und rhythmischem Trommelschlagen wird eine Buddhafigur zu einem kleinen Festzelt gefahren - unter verzücktem Beifall der Gläubigen ...
Es wird Abend, es wird Nacht, die Stupa behält ihre Faszination - und wir machen uns auf den Weg zum Flughafen ...
Lautstarker, aber ruhender Pol im Gewimmel : Mönch bei seiner Privatzeremonie -
aber so ganz bleibt auch hier der technische Alltag nicht aussen vor ...
Die Menschenmassen ziehen auch Massen von Bedürftigen an, die, anders als vom normalen Strassenbild gewohnt, mit einer gewissen Forderungsgestik auf sich aufmerksam machen - nach wenigen Metern haben wir keine kleinen Scheine mehr, aber zum "Nachladen" gibt es, glaubt es ruhig, Geldwechsler !
Es bleibt noch Zeit für Bodhnath, eine der grössten Stupas der Welt, in einem kleinen Dorf am östlichen Rand Kathmandus, ein religiöses Zentrum der in Nepal zahlreichen Exiltibeter. Wir kommen an einem Feiertag und versinken fast in dem Strom der die Stupa umrundenden Gläubigen - ein aus Lhasa vertrautes Bild !
Ommm ... Eine Durchreise ...
Bei diesen Bildern handelt es sich im Übrigen mitnichten um eine üble Form des Voyeurismus - bei Wahrung eines wohl selbstverständlichen Masses von Distanz und Respekt wird das Fotografieren an diesem Ort nicht nur geduldet, sondern als Zeichen des kulturellen Interesses sogar begrüsst : ein Nepali zeigte sich im Gespräch mit Herrn Flott sehr beruhigt, dass die "Option Verbrennung", wenn auch in anderer Ausführungsform, auch bei uns praktiziert wird... Diesen Zeremonien wohnen auch ganze Familien mit ihren kleinen Kindern bei, die mit der Trauergemeinde gar nichts zu tun haben, aber auf die Frage :"Was passiert denn, wenn Opa mal stirbt ?" eben auf diese schlichte, aber würdevolle Verabschiedung verweisen können ...
Anschliessend wird der Leichnam von den zuvor als Bekundung ihrer Trauer direkt neben dem Holzstoss kahlgeschorenen Söhnen vom Aufbahrungsort herüber getragen und der Stapel unter Anteilnahme der männlichen Trauergemeinde in Flammen gesetzt - Asche zu Asche ...
Der Bezirk steht primär für Nepal´s wichtigsten Hindhu-Tempel, zu dem Nicht-Hindhus aller-dings keinen Zugang haben; wir fokussieren uns also auf die Funktion als populäre Verbrennungs-stätte direkt am Ufer des heiligen Bagmati.
 
Während der Scheiterhaufen auf einem der zahlreichen Podeste auf den sog. Arya Ghats errichtet wird, nehmen Ehefrau und die weibliche Verwandtschaft Abschied vom am Flussufer aufgebahrten Verstorbenen ...
Bei längerer Bobachtung dieser Szenen wird jedenfalls zunehmend unklarer, wem man in diesem "ich mache jetzt DAS authentische Sadhu-Porträt" Spielchen die Rolle des Clowns zuweisen muss.
Na, jedenfalls nicht dem Herrn Flott, der "schiesst" lieber aus dem Hintergrund - und überhaupt ist es jetzt an der Zeit, die ernsthafte Seite von Pashupatinath anzugehen ...
 ... wenn nur nicht die ständigen Photoshootings wären ! Aber wat mutt, dat mutt, und wenn die Arbeit des Fotografen zu so nach-haltiger Verzückung ob der eigenen Schönheit führt...
Der Stress hält sich dabei in Grenzen und dann und wann ist auch sogar Zeit für ein asketisch geschnorrtes Zigarettchen ...
Die höchste Konzentration dieser eigentlich spirituell auf Entsagung und Erlösung ausgerichteten "Heiligen Männer", von denen man an diesen touristischen "HotSpots" allerdings nie weiss, wie ernst sie sich noch selber nehmen, findet sich jedoch in Pashupatinath, Tempel und zeremonielle Verbrennungsstätte am heiligen Fluss Bagmati, wo sich die Sadhus in Tempelresten "eingenistet" haben und auf zahlungswillige Klientel lauern.
 ...oder den nach wie vor als lebende Farbkleckse im Strassenbild präsenten Sadhus, die gegen einen gewissen Obolus, vorzugsweise von westlichen Touristen, ihre asketische Grundposition unterbrechen und gerne als Model fungieren - Herr Flott, sofort als nicht zahlungswilliger Schmarotzer identifiziert, bekommt daraufhin auch schnell die gelbe Karte gezeigt ! Kann sich übrigens noch jemand an "Catweezle" erinnern ?
 ...wie z.B. von dieser Feier der Auswahl der Kumari Devi, einer lebenden Göttin, die alle paar Jahre unter geeignet erscheinenden jungen Mädchen ausgewählt wird und die bis zu ihrer ersten Periode mit ihrer Familie in einen Palast im Zentrum einzieht, wonach sie wieder in den Status einer normalen Sterblichen zurückfällt und ein neuer Auswahlprozess gestartet werden muss ...
 ...deren Kreuzungen an religiösen Feiertagen noch dazu gerne mit  Umzugswagen zugestellt werden, die ein Durch-kommen selbst den Fussgänger zu einem sportlichen Antritt nötigen ! Aber rundherum gibt´s nette Bilder ....
Von solch beschaulichen Ecken sind es stets nur wenige Schritte zurück in das wimmelnde Geflecht der nach wie vor zu engen Strassen ....
Aber es gibt sie natürlich noch und wieder :
die wunderbar farbenprächtig überladenen Souvenir-shops - zwar mit einem mittlerweile deutlich höheren Anteil an Mist "Made in China", aber nach wie vor auch mit lokalem (Kunst-) Handwerk, wie dieser Maskenschnitzer mit seinen herrlich phantasie- und grauenvollen Kreationen ...
Bilder abseits der touristischen Knotenpunkte : vom Müllsammeln und -sortieren bis zu mobilen Kleinsthändlern und einer Wäscherei im Tiefpaterre sucht jeder eine kleinste Verdienstmöglichkeit, staatliche soziale Unterstützung ist in Nepal quasi nicht existent.
Rundgang durch eine vom letzten schweren Erdbeben 2015 immer noch gezeichnete Stadt, der aufgrund der unübersehbaren Schäden, auch an vielen berühmten Kulturstätten, die Touristen als wichtigste Einnahmequelle über Jahre ferngeblieben sind - und vor diesem Hintergrund relativiert sich zwar einiges, wir sind aber trotzdem erschüttert über das Ausmass an Dreck und Müll quer durch die Stadt ! Nepal war immer arm, aber an diese Bilder können wir uns von unserem letzten Aufenthalt 2008 so nicht erinnern ...
Nepal : für viele ein ähnlich mystisches Traumziel wie Tibet auf der anderen Seite des Himalya, für uns dieses Mal im Wesentlichen eine über drei Ecken erkundete sichere Abstellmöglichkeit für den truck, um von Mitte Mai bis Mitte Juli einen zweimonatigen "Heimaturlaub" einzuschieben - nach treckings im Himalaya in 2000 (Frau Hurz auf dem Everest Trek zum Everest Base Camp) und 2008 (beide den Annapurna Circuit) diesmal zwar ohne "Wanderung" - aber natürlich mit einigen Tagen Aufenthalt in Kathmandu.